In Beziehung zu sein ist ein menschliches Grundbedürfnis in allen Lebensphasen, aber vor allem in jungen Jahren. Babys, Kinder und Jugendliche brauchen Liebe und Geborgenheit, Sicherheit und Schutz. Dies in Beziehung zu einer Bindungsperson zu erleben, ist die Basis für eine gesunde Entwicklung: mit Selbstbewusstsein, emotionaler Stabilität und einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft.
Junge Menschen aus prekären Lebensverhältnissen haben meist wenige positive Bindungs- und Beziehungserfahrung machen können. Ihnen vertrauensvolle und verlässliche Beziehungen anzubieten, ist der Kern unseres pädagogischen Handelns. Dabei besteht die Qualität vor allem darin, diese Beziehungen bewusst zu gestalten – und vom jungen Menschen aus zu denken: seine bisherigen Beziehungserfahrungen zu berücksichtigen, sich auf seine individuellen Bedürfnisse einzustellen, ihn zu befähigen, eigene Beziehungen zu leben und soziale Netzwerke aufzubauen. Es bedeutet für Fachkräfte aber auch, einen sensiblen Umgang mit Abhängigkeiten und Machtunterschieden zu finden, Rückschläge oder Frustrationen auszuhalten – sowie Spannungsfelder situativ angemessen zu regulieren. Denn: Bei allen Heranwachsenden vollzieht sich der Verselbständigungsprozess zwischen Bindung und Autonomie, Nähe und Distanz, Hilfe und Kontrolle.